Fotografieren und Quilten
Fotografieren ist für mich eine perfekte Ergänzung zum Patchen und Quilten. Meiner Liebe zu Farben, Formen und Details gilt es durch die Handhabung von Nähmaschinen oder Kameras Ausdruck zu verleihen. |
Für mich gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen Fotografieren und Quilten sowie fertigen Quilts und Fotos. |
Zunächst muss man sich mit verschiedenen Aspekten beschäftigen: |
Motiv Design Gestaltung |
Kurz: welches Motiv setze ich wie in Scene und wie gestalte ich es. |
Für den Quilter gibt es dafür u.a.:
|
Fotografen müssen dagegen u.a. achten auf:
|
Die Entwicklung eines Fotos setze ich gleich mit der Fertigstellung einer Patchworkdecke; für beide muss entschieden werden, was künstlerisch hervorgehoben werden soll. |
Der Quilter hat die Wahl zwischen Hand- und Maschinenquilten und einer schier unendlichen Auswahl an Quiltmustern und -garnen. |
Der Fotograf muss die Fotos für verschiedenen Gebrauch bearbeiten. Auch dabei gibt es schier unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten. |
"Begreifen" |
Fotos wie Quilts reizen die Betrachter sie zu "begreifen"! |
Bei Quilts im wahrsten Sinne des Wortes: es "juckt" in den Fingern den Stoff zu fühlen, die Dicke des Vlieses zu testen, die Quiltlinien nach zu fahren. |
Nicht umsonst hängen in Quiltausstellungen Hinweise wie dieser: |
Die 2-dimensionalen Fotos ermuntern eher dazu, die Aussage des Bildes zu begreifen und warum dieses Motiv gewählt wurde. |
Obwohl man auch bei Fotos beobachten kann, dass Betrachter mit dem Finger über die Oberfläche fahren, als wollten sie die perfekte Illusion des 3-Dimensionalen ertasten! |
Ein Quilt ist ein Quilt! Er kann als Decke benutzt werden oder als Wandbehang den Raum schmücken! Ob das "Kunst" ist oder "Kunsthandwerk" ist umstritten - ändert aber nichts an der Ausstrahlung, die ein solcher Quilt hat! Ein Foto ist zwar auch ein Foto, aber der Anspruch ist ein ganz anderer. Die Frage lautet nicht Kunst oder Handwerk sondern: |
Ist das Foto "echt" oder "manipuliert"? |
Fotografen stehen heute mehr in der Kritik denn je und jedes Foto kommt auf diese Frage hin auf den Prüfstand: |
!!! "Das ist doch ge-photoshoped" !!! |
— — Entsetzen oder Empörung bei den einen... — — Bewunderung oder Anerkennung bei den anderen! |
Ein kleiner Exkurs für Nichtfotografen! |
Jedes mit einer Digitalkamera aufgenommene Foto im JPEG-Format wird automatisch in der Kamera "bearbeitet" - also Neuhochdeutsch "ge-photoshoped"! |
Es wird geschärft, die Farben werden intensiviert, der Kontrast erhöht, Dunstschleier entfernt... um nur einige der Vorgänge zu nennen! Es ist praktisch fertig entwickelt, wenn es von der Kamera runter geladen wird! Deshalb kann ein JPEG direkt aus der Kamera heraus verwendet werden. |
Fotografen können diese "interne Entwicklung" nur bedingt beeinflussen; je hochwertiger die Kamera, desto mehr Voreinstellmöglichkeiten gibt es allerdings in der Regel! |
Fotos im RAW-Format dagegen werden von der Kamera nicht angetastet. Sie zeigen ungeschönt, wie das Motiv zum Zeitpunkt der Aufnahme ausgesehen hat. Aber es enthält viel mehr Informationen als das direkt in der Kamera "optimierte" JPEG. |
Die Kunst ist, diese RAW-Fotos zu "entwickeln", d.h. die vorhandenen Informationen optimal zu nutzen, so wie es früher im Entwicklungsbad in der Dunkelkammer geschah. Je nach verwendetem Bildbearbeitungsprogramm gibt es dadurch weitaus mehr Möglichkeiten, ein Foto "druckreif" zu machen, da einzelne Aspekte gezielter und feiner gesteuert werden können. Für die Veröffentlichung müssen RAW-Fotos in JPEGs umgewandelt werden - auch bei diesem Vorgang muss noch einmal eingegriffen und Einstellungen vorgenommen werden, je nachdem für welches Endgerät das Foto vorgesehen ist, Drucker oder Bildschirm, matt oder hochglanz, Soziale Medien oder Präsentation! |
Die Katze war vor einem Hund hoch in den Baum geflohen. Dort saß sie im tiefen Schatten! Durch das RAW-Format konnte ich sie ins rechte Licht rücken. |
Die oben erwähnten Meinungsverschiedenheiten, Kritik oder Anerkennung der Betrachter beziehen sich häufig nicht auf einfache Fotos, die vielleicht zu farbintensiv erscheinen, sondern beinhalten den Verdacht der "Fotomontage". |
Diese Art der Bildbearbeitung ist keine Erfindung des digitalen Zeitalters, aber sie wird durch Computerprogramme sehr vereinfacht. Was im letzten Jahrhundert große Fotokunst war und viel Erfahrung im Entwickeln und Retouchieren von Fotos voraussetzte, kann heute nahezu jeder mit ein paar Clicks bewältigen. Allerdings - und das wird oft außer Acht gelassen - um gute Fotomontagen herzustellen, braucht es erst einmal gute Fotos! |
Für mich sind "Foto-Montagen" gleichrangig mit dem Patchwork eines Quilts. |
Um patchübergreifende Muster zu erstellen, bei denen nicht das einzelne Stoffstück heraussticht sondern das Muster als Ganzes wahrgenommen wird, müssen Farben und Formen sorgfältig ausgewählt und es muss möglichst exakt genäht werden. |
Der Ringausschnitt besteht aus vielen kleinen unregelmäßigen Patchen aus verschiedenen roten Stoffen. |
Fotomontage ist für mich eine spannende Aufgabe, die Übergänge von einem Foto zum anderen möglichst unsichtbar zu machen, so dass die Foto-Patche zu einem neuen nahtlosen Bild zusammenwachsen. |
Das Schönste daran ist - ebenfalls wie beim Patchen und Quilten - man kann experimentieren nach Lust und Laune und die einzige Frage, die zählt, ist: |
Was wäre, wenn...? |
Eine junge Giraffe ist irgendwann einmal mit 2-3m genauso groß wie ein ausgewachsener Vogel Strauß; nur: die Giraffenmutter hätte eine solche Begegnung verhindert! |
Ideen für mögliche Fotomontagen kommen mir oft schon während ich fotografiere. |
"Photoshopen" ist für mich eine künstlerische Tätigkeit! |
Auf Fotomontagen weise ich in der Fotogalerie extra hin! |
zur Foto-Galerie |
Die Fotogalerie wird ständig erweitert! |